Donnerstag, 1. März 2012

Offroad All-Terrain All Season


Ja da staunst Du, was? Hast Du völlig vergessen, dass Du noch ein Abo auf meinem Blog hast ;-)

Ursprünglich wollte ich den Blog nach der Reise wieder vom Netz nehmen und mache ich vielleicht auch .. andererseits ... es gibt ja immer wieder mal etwas zu erzählen.

Zum Beispiel über mein Fahrzeug: ich habe in der Zwischenzeit wieder eine funktionierende Tankanzeige, taufrische Luft-, Benzin- und Öl-Filter, funkelnagelneue Kerzen, fabrikneues Öl und die gebrochene Feder wurde ersetzt. Zusätzlich legte ich mir noch einen Satz neuer Reifen zu; mein Fahrzeug fährt nun mit 30x9.50 R15 Offroad All Terrain All Season Reifen. Damit kann ich sicher problemlos durch den Sand rotzen.


Apropos durch den Sand rotzen: die Reisevorbereitungen für den kommenden Trip sind aus organisatorischer Sicht fertig. Die Tour im Herbst steht soweit: es werden ca. 2500 km, davon 1100 km Offroad durch das Niemandsland des Kaokoveld, Hartmans Valley und das Marienflusstal. Oh, yeah man!

Doch nun noch etwas nachdenkliches: während in Europa mittlerweile in Zoos und Museen die Hörner von Nashörnern geklaut, resp. abgesägt werden, geht die Wilderei im südlichen Afrika munter weiter. South African National Parks (SANParks) gab gestern in einer Erklärung bekannt, dass am Nachmittag des Dienstag, 28. Februar 2012 vier SANParks Beamte im Zusammenhang mit Nashorn-Wilderei verhaftet wurden.

Die vier verhafteten Beamte des Krüger N.P. waren alle im südlichen Teil des Parks bei Pretoriuskop stationiert. Es handelt sich um einen Field Ranger (diejenigen, welche die Touristen rumführen), einem Mitglied der Nashorn-Schutztruppe sowie zwei Verkehrspolizisten. Man konnte eine Spur zurückverfolgen bei der Untersuchung von zwei frisch gewilderten Nashörner. Die Tiere waren erschossen und ihre Hörner entfernt worden.

Weitere Untersuchungen an den beiden Nashörner und möglicherweise auch anderen Nashorn Wilderei-Vorfälle in der Gegend werden derzeit durchgeführt.

In diesem Bereich des Parks sind seit Januar 2012 insgesamt 11 Nashörner getötet worden. Traurig, ja fast schockierend ist die Tatsache, dass allein dieses Jahr  - also in 2 Monaten - nur in Südafrika bereits 80 Nashörner gewildert wurden, 43 davon allein im Krüger N.P. Den 80 gewilderten Nashörnern stehen zur Zeit 50 Festnahmen im ganzen Land gegenüber. Anfang Februar wurden 3 Personen zu 75 Jahren Haft verurteilt.



Mittwoch, 28. September 2011

Interview

(Das Interview mit mir habe ich am 22.9. am Thamalakane River aufgezeichnet)

Reisechronik: Du bist nun ziemlich genau 5 Monate im südlichen Afrika unterwegs. Noch nicht genug?

Peter: Für Dich mögen es 5 Monate gewesen sein, für mich waren es 5 gefühlte Wochen. Und nein, ich habe noch nicht genug und könnte locker nochmals 4 Wochen anhängen - gefühlt natürlich. Ich vermute aber, dass mein Arbeitgeber sowie mein Bankkonto ein paar Einwände hätten.


Reisechronik: Warum ist denn Reisen über eine solche Zeitspanne so wichtig?

Peter: Die Zeitspanne selbst ist völlig unwichtig. Irgendwer sagte mal: Wenn die Welt ein Buch wäre und man würde nicht reisen, dann hätte man höchstens eine Seite gelesen. Diese Analogie kann man auch weiterspannen: wäre die Welt ein Film, hätte man nur den Trailer gesehen, wäre sie eine Zeitung, würde man nur die Schlagzeile kennen. Mir ist nun mal eine Buchseite, die Schlagzeile oder ein Trailer zu weinig und ich sehe gerne mal über den Tellerrand hinaus und in die Stube anderer Leute auf anderen Kontinenten.

"Viele Leute denken, ich sei in Afrika aber die Wahrheit ist, Afrika ist in mir"


Reisechronik: Was war denn Dein erster Fusstritt in Afrika?

Peter: Das war 1999 in Kapstadt, wo ich erst eine Sprachschule besuchte und anschliessend durch Namibia, Botswana, Zimbabwe und Südafrika reiste, damals aber noch mit einem 1.4 Liter Ford, 2x4.


Reisechronik: Du bist also öfters in Afrika?

Peter: Ja, aber nicht jedes Jahr und meistens nur während meinen Jahres-Ferien. Viele Leute glauben jeweils, ich sei in Afrika, aber die Wahrheit ist, Afrika ist in mir. Ich bin zur Hälfte Schwarzafrikaner ;-)


Reisechronik: Was war Dein grösstes kulturelles Erlebnis auf dieser Reise?

Peter: Um nicht auf ein einzelnes, spezifisches Erlebnis eingehen zu müssen: die kollektive Freundlichkeit der Leute von Namibia über Botswana und Zambia bis Malawie und Moçambique sowie ihren gemeinsamen Sinn für Situationskomik. Es braucht nicht viel, um jemandem ein Lächeln zu entlocken.


Reisechronik: Was ist Dein Lieblingsort?

Peter: Schwer zu sagen .. vielleicht die Namib. In einer anderen Stimmung käme aber vermutlich ein anderer Ort – es gibt so viele.


Reisechronik: Du warst in über 20 Parks oder Reservaten. Welches ist das beste Wildreservat oder Park?

Peter: Diese Frage musste ja kommen … Nun, es lässt sich so nicht beantworten und kommt auf den Fragesteller an. Von Bedeutung für mich sind Kriterien wie Artenvielfalt, die Möglichkeit das Gebiet unabhängig und individuell bereisen zu können, die Szenerie und Landschaft und natürlich dass es noch bezahlbar ist.


Reisechronik: Trotzdem: gibt mal Deine Top Five?

Peter: Nun, der South Luangwa N.P. hatte mich komplett in den Bann gezogen. Es ist eine afrikanische Wildnis, wie man sich das vorstellt und erfüllt fast jedes Klischee. Mana Pools N.P. ist auch so ein wilder Fleck, wobei ich dies sicher nicht jedem zutrauen würde. Ich finde aber auch den Krüger ein toller Park, sowie den Etosha und den Kgalagadi N.P.


"Von der kollektiven Freundlichkeit der Leute im südlichen Afrika können wir etwas lernen"


Reisechronik: Ist denn der Krüger nicht einfach nur ein grosser Zoo?

Peter: Jetzt kommst Du auch noch mit diesem Blödsinn. Dieses Argument höre ich immer wieder. Nun, der Krüger ist tatsächlich vollgepackt mit Tieren aller Arten, aber er ist deswegen noch lange kein Zoo, wo man Tiere üblicherweise impft, füttert und versorgt. Der Krüger ist eine 42‘000 km2 grosse Wildnis und hat eben im Vergleich zu anderen Parks ein gut ausgebautes Wegenetz mit Teerstrassen, angenehme Camps mit Restaurants und Swimming-Pools. Es kann sein, dass man deswegen die Wildnis nicht gleich wahrnimmt wie in anderem Parks. Im Übrigen fügen dieses Argument oft Tourguides an oder solche, welche nicht eingezäunt campieren möchten. Mich nervt das Argument, zumal zwischen Letaba und Satara 60 Löwenrudel mit Durchschnittlich 12 Tieren leben. Sag mir ein anderer Park, wo Du so etwas findest.


Reisechronik: Die Wildreservate werben oft mit den sogenannten „Big Five“ (Anm. der Red: Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard). Was sind Deine „Fab Five“, also Deine fünf Favoriten?

Peter: Elefant, Leopard, Gepard, Wildhunde und das Chamäleon.


Reisechronik: Keine Happy Hippos?
Peter: Diese Bohnensäcke mit Stummelbeinen mag ich zwar auch noch, gehören aber nicht zu meinen Favoriten, nein, zumal sie mich in Zimbabwe attackierten.


Reisechronik: Welche Tiere hast Du noch nie gesehen und möchtest Du im südlichen Afrika noch sehen?

Peter: Ein Pangolin und ein Erdferkel. Ein Wildhüter sagte mir mal: Du siehst vorher 50 Leoparden als ein Erdferkel. Mittlerweile habe ich aber 20% eines Erdferkels erreicht ..


Reisechronik: Gibt es noch einen Flecken, den Du noch nicht besucht hast?

Peter: Oh ja, jede Menge: der Nordwesten in Namibia, den Ostteil des Kgalagadi Parks, die Zentralkalahari, Chobe und Moremi in Botswana und den Tuli-Block. Zudem würde ich gerne den Caprivi-Streifen etwas besser kennenlernen.


Reisechronik: Du hast die Reisezeit Unfall- und Pannenfrei überstanden. Irgendwelche negative Vorkommnisse?

Peter: Ja .. Stiche von Tse-Tse Fliegen. Da hatte ich plötzlich einen zweiten Ellbogen an einem Arm oder man hatte das Gefühl, es wächst ein zweiter Kopf aus dem Hals. Diese Stiche hatte ich nicht gut vertragen.


Reisechronik: Du hast während Deiner Reise die grossen Flüsse des südlichen Afrikas gesehen, den Limpopo, den Kawango, den Kafue, den Luangwa und Zambezi. Dein Favorit?

Peter: Der Zambezi nach dem Kariba Staudamm ist für mich der Fluss aller Flüsse.


Reisechronik: Was sind Deine bevorzugten Aktivitäten?

Peter: Hm .. in ungezäunten Wildreservaten zu campen ist natürlich immer etwas Spannendes. Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten könnte ich stundenlang, zudem fotografiere ich gerne, was mich interessiert. Das kann ein Hinweisschild sein oder auch nur den Hintern eines Elefanten.


Reisechronik: Was ist Dein „Afridisiaka“?

Peter: Was ist denn das für eine Frage?



"Den Sound des afrikanischen Busches werde ich vermissen"


Reisechronik: Zurück in der CH: was wirst Du vermissen?

Peter: Definitiv der Sound des Busches! Das Zirpen von Grillen, der Ruf der Eule, das Jaulen von Schakalen und Brüllen von Löwen, das Kreischen von Frankolinks im Morgengrauen, das Tröten von Elefanten und Grunzen der Hippos, das Rascheln in Büschen und Knacken von Ästen im faden Licht des Mondes.


Reisechronik: Gibt es Empfehlungen und Tipps, welche Du Erst-Besuchern mitgeben könntest?

Peter: Eine goldene Regel lautet: nimm Dir Zeit. Übernachte mindestens 2 x am gleichen Ort, denn die Distanzen sind manchmal enorm und es bringt wenig, wenn man abends ankommt und am nächsten Morgen bereits wieder weiter zieht. Die meisten Overlander machen es gerade umgekehrt und füllen ihre 2, 3 Wochen mit möglichst vielen Sehenswürdigkeiten, die fahren dann aber auch mal 900 km am Tag … Meiner Ansicht nach: weniger ist mehr. Versuche nicht halb Afrika in 3 Wochen zu sehen, sondern konzentriere Dich auf ein Gebiet und besuche das dafür ausführlich. Es braucht immer ein paar Tage, um den Spirit eines Gebietes aufnehmen zu können.

Als zweiten Punkt würde ich noch anfügen, dass Afrika nicht billig ist. Transport und Übernachtungen kosten doch einiges. Ein Trip sollte richtig budgetiert werden.


Reisechronik: Was würdest Du keinesfalls zu Hause lassen?

Peter: Meinen Bohnensack als Fensterstativ.


Reisechronik: Du hattest ein Dachzelt. Empfehlungen dazu?

Peter: Ja .. nimm keines! Es ist nervtötend, jedes Mal die Wohnung zusammen zu packen, wenn Du einen Meter fahren willst. Zudem ist es 10x teurer als ein Bodenzelt und viel zu schwer. Ich habe meist mein Bodenzelt benutzt und werde künftig nur noch ein Bodenzelt mit mir führen.


Reisechronik: Was war Dein Höhepunkt?

Peter: Ich schätze, das Schnüffeln der Hyäne am Zelt in Mana Pools und die Sonnenuntergänge im South Luangwa. Letzteres waren Erlebnisse, welche ich gerne mit jemandem geteilt hätte.


Reisechronik: Welches war die schönste Übernachtung?

Peter: Weisst Du, diese –STE Fragen lassen sich nicht wirklich beantworten. Ich erinnere mich an eine Nacht in Shingwedzi, wo von drei Seiten die Löwen brüllten. Das war schön. Oder die Morgenstimmung am Kafue River, wo die Nebelschwaden die Flussbänke umhüllten. Das war auch schön. Oder in der Kalahari, wo ich Minus-Temperaturen hatte. Das war auch schön, nämlich schön kalt.


Reisechronik: Was war die grösste Herausforderung?

Peter: Eigentlich ging alles ganz leicht … Ah nein .. die Besteigung des Mount Mulanje forderte mich schon etwas.


Reisechronik: Du hast ja ein Auto in Namibia gekauft. Machte es sich bezahlt?

Peter: Vom Bauchgefühl her schon, ja, aber die Endabrechnung kann ich erst in 4 oder 5 Jahren machen, wenn ich es wieder verkaufe.


Reisechronik: Du wirst also nochmals ein paar Reisen machen?

Peter: Ja, definitiv, aber natürlich nicht mehr so lange. Es werden dann meine Jahresferien sein und zwischen 2 und 4 Wochen dauern.


Reisechronik: Wo wird Dich die nächste Tour hinführen?

Peter: Ist noch unbestimmt .. lass mich doch erst mal heimkehren ;-) Allerdings werden mich die kommenden Touren dahin führen, wo ich noch nie war, also das Kaokoveld, den Ostteil der Kgalagadi, die Zentralkalahari und den Abschnitt zwischen Maun und Kasane. Und falls ein so harter Kerl wie ich mit einem zweiten Fahrzeug mitzieht, dann auch die Region um Tsumeb und den Kaudom.


Reisechronik: Danke für das Interview!

Peter: My pleasure.




Montag, 26. September 2011

Heimweh und Plagiat


Meinen Flug habe ich nicht mehr umgebucht, obwohl ich ernsthaft darüber nachdachte. Letztlich stünde ich aber in 30 Tagen wieder vor der gleichen emotionalen Situation mit dem Unterschied, dass ich dann tatsächlich gehen muss. So verbrachte ich die letzten beiden Nächte lauschend und nachdenklich nochmals allein unter dem Sternenhimmel in Dqãe Qare, die Umgebung beobachtend im Licht des Feuers und fuhr heute naserümpfend Richtung Windhoek, um das Fahrzeug einzustellen.

Die folgenden Worte könnten von mir stammen und wäre Ernest Hemingway nicht schon länger verstorben, würde ich ihn des Plagiats bezichtigen. Da Herr Hemingway die Zeilen aber vor mir schrieb und ich es nicht besser ausdrücken kann, erlaube ich mir, ihn zu zitieren:




Alles was ich jetzt wollte war, 
nach Afrika zurückzukommen.
Ich hatte es noch nicht einmal verlassen,
aber wenn ich nachts aufwachte,
lag ich lauschend da,
bereits voller Heimweh danach.



Ernest Hemingway

Freitag, 23. September 2011

Schöne Katzen - blutrünstige Katzen


Meine Begegnungen und Erfahrungen mit Film-Teams sind negativ behaftet (Katmai 1991, Mana Pools 1999), sie wirkten auf mich immer arrogant. Öde Touristen stören meist bei Filmaufnahmen, fahren sie doch mitten ins Bild, machen Lärm und verscheuchen das Objekt ... Im Nxai N.P. traf ich auf Matto Barfuss, bekannt aus Funk und Fernsehen, wo er 11 Tage eine Gepardin mit zwei Jungen filmte. Die kurze Begegnung mit Matto war da anders: ganz selbstverständlich erzählte er von den letzten Tagen, wann und wo die Katzen zu finden sind und machte einem auf Spuren und Verhaltensweise aufmerksam. Ich lauschte seinen Ausführungen ohne gross Fragen stellen zu müssen. Ein angenehmer und interessanter Filmemacher. Vielleicht besuche ich seinen 2-teiligen Vortrag im Volkshaus Zürich am 19. und 20.11., s.a. http://www.multivisionsshow.de/


Chobe

Im Chobe hatten wir dann selbst noch etwas Glück mit Katzen. Die Löwin war noch immer am Fressen des Büffels, welchen sie wohl im Morgengrauen gerissen hatten. Zeitweise steckte sie ihren ganzen Kopf in das tote Tier, ja sie schob geradezu ihren halben Oberkörper in den offenen Kadaver. 


Die Grosskatzen mögen es wohl gerne blutig. Solche Szenen sind nicht alltäglich und wenn ich jeweils Hauskatzen bei Bekannten, Freunden und Nachbarn beim Essen beobachte, habe ich immer im Hinterkopf, wie blutrünstig sie sein können - vorallem wenn sie Vögel und Mäuse in den Gärten und Äcker jagen.

Maun - Maun 

Während den letzten beiden Wochen reisten wir zu dritt umher. Die Tour führte uns – flugtechnisch für die Besucher bedingt – von Maun nach Maun, einmal um das Okavango-Delta herum. Nebst den Katzenbegegnung waren auch die Elefantenbesuche im Camp zahlreich. Ich denke, es waren fuer die Besucher spannende Erlebnisse.


Der Winter im südlichen Afrika war aussergewöhnlich kühl und endlich habe ich nun die Temperaturen, welche einem daran erinnern, wo man eigentlich ist. Die letzten Tage waren richtig heiss, etwas über 40° im Auto bei offenem Fenster. Tagsüber im Schatten geht es weit über die 30° Marke hinaus. Wie mir mal ein Freund beschrieb: was immer man trinkt, es kommt im Magen gar nicht an, denn man schwitzt es vorher bereits wieder raus.

Bald fertig lustig


Bald ist fertig lustig. Wenn ich den Kalender richtig lese, habe ich in 8 Tagen meinen Rückflug. Im Moment zögere ich, den Flug doch noch nach hinten zu schieben ... mal schauen, was das Wochenende bringt ;-)


Donnerstag, 15. September 2011

Markengeschwätz

Afrika ist ein Platz, wo das Material immer extrem beansprucht wird. Als ich den Kontinent das erste Mal besuchte, waren nach 3 Wochen meine Wanderschuhe kaputt, danach gingen die Reissverschlüsse defekt, anschliessend folgten die Foto-Objektive, etc. etc. Am Schluss war von der ursprünglichen Ausrüstung kaum noch etwas übrig.

Ein Toyota Hilux war erst so auf vierter oder fünfter Stelle auf meiner Wunschliste von Autos. Um ehrlich zu sein, faktisch an letzter Stelle. Erstens gefällt er mir nicht besonders und zweitens wollte ich keinen Pick-Up mit Aufbau. Der Automarkt in Namibia gab aber nicht besonders viel her und letztlich wollte ich ja etwas Zuverlässiges.

Nach 4 Monaten durch das südliche Afrika wandelte ich mich zum Toyota-Fan, voran das Modell Hilux 2004. Ehrlich, ich bin damit über Stock und Stein gefahren. Übersetzt ins Afrikanische heisst das über Baumstämme und Felsen. Ich fuhr tiefe Sandpisten und überquerte Flüsse. Habe ich das Teil mal im Sand vergraben, so genügte die Untersetzung, um wieder rauszukommen. Die Schaufel hatte ich nie benutzt. Gut, jetzt kommen die Stimmen welche meinen, dann sei ich wohl nicht wirklich im Sand gewesen, aber man kann ihn mir nicht mehr schlechtreden ;-)

Ich bin schwer beeindruckt über die Qualität und den kaum nennenswerten Materialverschleiss dieses Fahrzeuges und bin rückblickend froh, nicht auf die Kriterien wie Aussehen oder „Pick-Up“ geschaut zu haben.

Mein Toyota und ich

Toyota Hilux: zwei Daumen hoch!

PS: ich kenne die Debatten über „Toyota vs. Land Rover vs. Mercedes G vs. Was-weiss-ich“ und die Markentalks in den einschlägigen Foren. Markenfetischisten sind meist eh geblendet. Ich war offen für neues und wiederhole mich gerne: zwei Daumen hoch!

Samstag, 10. September 2011

Inselhüpfen

Mit dem Begriff Inselhüpfen verbinde ich unverzüglich smaragdgrünes, glasklares Wasser, weisse palmenbesetze Strände und farbige Boote oder Fähren, welche einem von Insel zu Insel tuckern.

Inselhüpfen kann man aber auch im knochentrockenen Botswana. Es ist ein Inselhüpfen der besonderen Art.


Die Makgadikgadi Pfannen

Vor 20‘000 Jahren begann die Austrocknung des Makgadikgadi Ursees (sprich Machadichadi). Er wurde damals vom Okavango, Chobe und dem Zambesi gefüllt und war wohl eines der grössten Binnengewässer in Afrika. Die endgültige Austrocknung wurde dann vor ca. 1500 Jahren erreicht. Zwei grosse Pfannen, die Sua- und die Ntwetwe-Pfannen, sowie unzählige kleine Pfannen rundherum bilden heute das grösste zusammenhängende Pfannensystem der Erde.

In diesem Pfannensystem und Überbleibsel des Ursees gibt es mehrere fossile Inseln – also auf zum Inselhüpfen.


Nashorn Karma

Den 4 Tage und 3 Nächte langen Trip starte ich in Martin’s Drift, dem Grenzübergang von Südafrika nach Botswana und folge erst der B140, dann der A14 Richtung Norden.  Am frühen Nachmittag erreiche ich Serowe, wo ich die Vorräte auffülle, vorallem zusätzliches Wasser. Nach dem kurzen Stopp ist es nicht mehr weit ins Khama Nashorn Reservat, wo ich meine erste Nacht verbringe.

Botswana wurde während den 80-er und 90-er Jahren ebenso von Wilderern heimgesucht und schwer getroffen. Die Nashörner waren faktisch ausgerottet worden und die Population im Lande auf beinahe null gesunken. Das Khama Nashorn Reservat wurde vom damaligen Präsidenten Seretse Khama gegründet, um die letzten Tiere entsprechend zu schützen. Das Reservat umspannt 4300 Hektaren und ist heute die Heimat von 34 weissen und 4 schwarzen Nashörnern, welche unter dem wachsamen Auge der BDF (Botswana Defense Force) stehen.

Ich schlage mein Zelt unter einem kahlen, aber grossen Marula Baum auf Camp No. 8 auf. Während ich mir einen Mittagskaffee brühe nimmt ein grosser Kudu Bulle mit drei Windungen an den Hörnern einen Augenschein wer da angekommen ist, um dann lautlos und langsam wieder im Busch zu entschwinden. Am Spätnachmittag mache ich mich auf, einen schönen Platz zu suchen, um mir einen der legendären Sonnenuntergänge am afrikanischen Horizont anzuschauen. Nach wenigen Kilometern finde ich eine kleine Pfanne mit etwas Wasser, stelle den Motor ab und geniesse den Ausblick und die Akazien am Ende der Pfanne.

Während ich ein paar Gedanken nachhänge und sich der Himmel orange und rötlich färbt, erblicke ich im Hintergrund eine Staubwolke, welche sich auf die Mitte der Pfanne hinbewegt. Die Vermutung, dass es sich um ein oder zwei Nashörner handelt, bestätigt sich als sie sich wie Models auf einem Laufsteg kurz vor der Wassersenke noch von der linken und der rechten Seite zeigen. Das klischeehafte Afrikabild erscheint einmal mehr vor meinen Augen.


Nashoerner im Rhino Khama Sactuary

Zurück im Camp entfache ich ein wärmendes Feuer, koche endlich wieder mal italienisch und öffne mir eine Flasche Rotwein. Das Überzelt montiere ich jeweils nicht mehr, denn beim Innenzelt besteht die Decke nur aus einem Moskitonetz und ermöglicht mir so einen freien Blick auf den sagenhaften  Sternenhimmel. Zufrieden döse ich in meiner Millionen-Sterne-Unterkunft ein, welche ich mit keinem 5-Sterne Hotel tauschen würde.


Kukonje Island

Wie im Mapungubwe werde ich im Khama von Frankolins geweckt. Es sind wohl nur vier oder fünf, aber ihre 120 Dezibel erreichen sie locker. Ich brühe mir einen doppelten Espresso, esse eine kleine Banane und einen Apfel, kaufe noch Feuerholz bei Macida, der lustigen Rangerin, und mache mich auf den Weg nach Kukonje Island. Der Weg führt über Lethakane. Meine Reiseführer meint, die Insel sei nur von Osten anzufahren, mein GPS sagt, ich solle via Makobelo fahren, aber der Polizist am Veterinär-Zaun bei Tlala Mabeli sagt, einfach gleich links abbiegen und Richtung Norden fahren. Ich pfeiffe auf Reiseführer und GPS und folge der Beschreibung des dicklichen Beamten.

Wegweiser nach Kukonje

Bei Kukonje Island handelt es sich um eine tatsächliche Insel und ist vom Festland abgeschnitten. Um die Felsformation zu erreichen, fahre ich mehrere Kilometer über die heimtückische Pfanne. Am Rande der fossilen Erhebung wächst salztolerantes Gras und auf der Insel findet sich ein karger Busch- und Baumbewuchs sowie ein paar Baobabs.

Anfahrt zu Kukonje Island

Mein Zelt schlage ich unter einem mächtigen, alten und stolzen Baobab auf. Ich bin der einzige auf der Insel. Die Abgeschiedenheit, die anmutige Ruhe und schwere Stille dieses Ortes findet man vermutlich nicht einmal in einem Zen-Kloster. Meine Ohren sind sich diese Stille gar nicht mehr gewöhnt und beim Lesen am Nachmittag im Schatten des Baobabs ertappe ich mich selbst, wie ich angestrengt versuche, nur einen Laut wahrzunehmen. Nichts. Ich benötige ein paar Stunden, um diese anhaltende Stille geniessen zu können.

Blick von der Insel nach Suedwesten

Es ist noch dunkel als ich erwache. Ich bleibe jedoch noch liegen, um den noch immer vorhandenen Sternenhimmel anzustarren. Nach einer Nacht habe ich mir die Stille einverleibt und höre, wie ein Käfer unter dem Zelt krabbelt. Ein Geräusch, welches ich so noch nie wahrgenommen habe.


Lekhubu Island

Der Morgen nimmt schnell seinen Lauf und als es warm wird, packe ich mein Camp zusammen und mache mich auf den Weg nach Lekhubu Island.

Die Insel ist in touristischen Kreisen mittlerweile bekannt und gilt als einer der Höhenpunkte einer Botswana-Reise. Ich erwarte eine Insel mit vielen Campern. Die Fahrt war weniger spektakulär als die Anfahrt nach Kukonje.

Knorriger Baobab am praehistorischen Strand des Makgadikgadi Ursees


Kurz nach meiner Ankunft in Lekhubu werde ich vom Caretaker Whisky mit einem breiten Grinsen begrüsst. Er stellt sich als „mobiles Büro“ vor und gibt mir das Buch zur Registrierung. Whisky empfiehlt mir Camp No. 6 – Palapaye und ich folge seiner Empfehlung. Zu meinem Erstaunen ist nur ein einziger Camper anwesend und im Laufe des Nachmittages sollte auch nur noch ein Dritter dazukommen.

Die Atmosphäre ist derjenigen von Kukonje ähnlich, wobei ich nicht hier sein will, wenn alle Camps besetzt sind. Mit den vielen knorrigen Baobabs am prähistorischen Strand der Makgadikgadi Ursees ist die Insel jedoch attraktiver als Kukonje. Ich mache einen Sparziergang um und über die Insel, an der es an Motiven nicht mangelt.

Lekhubu Island


Gebrochene Feder

Der vierte Tag beginnt mit einem kurzen, aber starken Kaffee. Der Horizont ist rot, die Sonne aber noch nicht über dem Horizont. Ich unternehme eine weitere Wandung über die Insel, bevor ich mich auf den Weg nach Maun mache. Ich bin staubig und reif für eine Dusche. Die Fahrt nach Maun führt mich direkt über die Ntwetwe Pfanne, etwas über hundert Kilometer bis zur Teerstrasse.

Ueber die Ntwetwe Pfann nach Gweta

Der Trip kostet mich 4,2 Gigabyte Speicherplatz für Fotos, 2 Stunden Schreibarbeit für Tagebuch und Blog sowie eine gebrochene Feder hinten links am Fahrzeug. Ein Ersatzteil ist in Maun nicht zu finden und die Dusche gibt nur kaltes Wasser her. Beides ist unangenehm, aber nicht tragisch.

Montag, 5. September 2011

Mapungubwe



Die königliche Ausgrabungsstätte um Mapungubwe wurde 2003 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und seit 2004 ist es ein Nationalpark auf der südafrikanischen Seite des Dreiländereckes Südafrika, Botswana und Zimbabwe. Eine Absichtserklärung für einen grenzübergreifenden Park, welcher den Tuli-Block von Botswana, die Tuli Safari Area in Zimbabwe und den Mapungubwe zu einem Gebiet vereinen soll, wurde 2006 von allen Ländern unterzeichnet, seither tat sich aber in dieser Hinsicht leider nicht viel.



Der Park gliedert sich in einen Ost- und einen West-Teil, dazwischen liegt kommerziell genutztes und privates Land. Im Ostteil des Parkes gab es Stellen, welche mich an die Serengeti erinnerten, was durch die Zebras und Gnus erst noch bekräftigt wurde. Weiter gab es Stellen, welche mich dann aber auch an den Etosha erinnerten. Im Westteil gibt es Gebiete, welche aussehen wie im South Luangwa. Besonders die Pfade entlang des Limpopo, der sogenannten Baum-Gallerie, gefielen mir ausserordentlich. Es wirkte wie ein Königreich der Bäume.

Blick auf den Limpopo vom "Tree Top Walk"


Der kleine Park überraschte mich rundum, die Tierbegegnungen waren zahlreich, wie z.B. Giraffen, Zebras,  Gnus, diverse Antilopen wie Kudus, Oryx und Impalas und die Elefanten liefen ständig ums Camp herum, welches nur durch kleinen Drahtzaun von der Wildnis abgegrenzt war. Es soll sogar Löwen, Geparden und Nashörner geben. Das allerbeste waren jedoch die zwei Dutzend Frankolins: sie weckten mich jeden Morgen pünktlich um 5:50 und waren lauter als ein Stadion voll kreischender Teenies an einem Justin Bieber Konzert.