Samstag, 10. September 2011

Inselhüpfen

Mit dem Begriff Inselhüpfen verbinde ich unverzüglich smaragdgrünes, glasklares Wasser, weisse palmenbesetze Strände und farbige Boote oder Fähren, welche einem von Insel zu Insel tuckern.

Inselhüpfen kann man aber auch im knochentrockenen Botswana. Es ist ein Inselhüpfen der besonderen Art.


Die Makgadikgadi Pfannen

Vor 20‘000 Jahren begann die Austrocknung des Makgadikgadi Ursees (sprich Machadichadi). Er wurde damals vom Okavango, Chobe und dem Zambesi gefüllt und war wohl eines der grössten Binnengewässer in Afrika. Die endgültige Austrocknung wurde dann vor ca. 1500 Jahren erreicht. Zwei grosse Pfannen, die Sua- und die Ntwetwe-Pfannen, sowie unzählige kleine Pfannen rundherum bilden heute das grösste zusammenhängende Pfannensystem der Erde.

In diesem Pfannensystem und Überbleibsel des Ursees gibt es mehrere fossile Inseln – also auf zum Inselhüpfen.


Nashorn Karma

Den 4 Tage und 3 Nächte langen Trip starte ich in Martin’s Drift, dem Grenzübergang von Südafrika nach Botswana und folge erst der B140, dann der A14 Richtung Norden.  Am frühen Nachmittag erreiche ich Serowe, wo ich die Vorräte auffülle, vorallem zusätzliches Wasser. Nach dem kurzen Stopp ist es nicht mehr weit ins Khama Nashorn Reservat, wo ich meine erste Nacht verbringe.

Botswana wurde während den 80-er und 90-er Jahren ebenso von Wilderern heimgesucht und schwer getroffen. Die Nashörner waren faktisch ausgerottet worden und die Population im Lande auf beinahe null gesunken. Das Khama Nashorn Reservat wurde vom damaligen Präsidenten Seretse Khama gegründet, um die letzten Tiere entsprechend zu schützen. Das Reservat umspannt 4300 Hektaren und ist heute die Heimat von 34 weissen und 4 schwarzen Nashörnern, welche unter dem wachsamen Auge der BDF (Botswana Defense Force) stehen.

Ich schlage mein Zelt unter einem kahlen, aber grossen Marula Baum auf Camp No. 8 auf. Während ich mir einen Mittagskaffee brühe nimmt ein grosser Kudu Bulle mit drei Windungen an den Hörnern einen Augenschein wer da angekommen ist, um dann lautlos und langsam wieder im Busch zu entschwinden. Am Spätnachmittag mache ich mich auf, einen schönen Platz zu suchen, um mir einen der legendären Sonnenuntergänge am afrikanischen Horizont anzuschauen. Nach wenigen Kilometern finde ich eine kleine Pfanne mit etwas Wasser, stelle den Motor ab und geniesse den Ausblick und die Akazien am Ende der Pfanne.

Während ich ein paar Gedanken nachhänge und sich der Himmel orange und rötlich färbt, erblicke ich im Hintergrund eine Staubwolke, welche sich auf die Mitte der Pfanne hinbewegt. Die Vermutung, dass es sich um ein oder zwei Nashörner handelt, bestätigt sich als sie sich wie Models auf einem Laufsteg kurz vor der Wassersenke noch von der linken und der rechten Seite zeigen. Das klischeehafte Afrikabild erscheint einmal mehr vor meinen Augen.


Nashoerner im Rhino Khama Sactuary

Zurück im Camp entfache ich ein wärmendes Feuer, koche endlich wieder mal italienisch und öffne mir eine Flasche Rotwein. Das Überzelt montiere ich jeweils nicht mehr, denn beim Innenzelt besteht die Decke nur aus einem Moskitonetz und ermöglicht mir so einen freien Blick auf den sagenhaften  Sternenhimmel. Zufrieden döse ich in meiner Millionen-Sterne-Unterkunft ein, welche ich mit keinem 5-Sterne Hotel tauschen würde.


Kukonje Island

Wie im Mapungubwe werde ich im Khama von Frankolins geweckt. Es sind wohl nur vier oder fünf, aber ihre 120 Dezibel erreichen sie locker. Ich brühe mir einen doppelten Espresso, esse eine kleine Banane und einen Apfel, kaufe noch Feuerholz bei Macida, der lustigen Rangerin, und mache mich auf den Weg nach Kukonje Island. Der Weg führt über Lethakane. Meine Reiseführer meint, die Insel sei nur von Osten anzufahren, mein GPS sagt, ich solle via Makobelo fahren, aber der Polizist am Veterinär-Zaun bei Tlala Mabeli sagt, einfach gleich links abbiegen und Richtung Norden fahren. Ich pfeiffe auf Reiseführer und GPS und folge der Beschreibung des dicklichen Beamten.

Wegweiser nach Kukonje

Bei Kukonje Island handelt es sich um eine tatsächliche Insel und ist vom Festland abgeschnitten. Um die Felsformation zu erreichen, fahre ich mehrere Kilometer über die heimtückische Pfanne. Am Rande der fossilen Erhebung wächst salztolerantes Gras und auf der Insel findet sich ein karger Busch- und Baumbewuchs sowie ein paar Baobabs.

Anfahrt zu Kukonje Island

Mein Zelt schlage ich unter einem mächtigen, alten und stolzen Baobab auf. Ich bin der einzige auf der Insel. Die Abgeschiedenheit, die anmutige Ruhe und schwere Stille dieses Ortes findet man vermutlich nicht einmal in einem Zen-Kloster. Meine Ohren sind sich diese Stille gar nicht mehr gewöhnt und beim Lesen am Nachmittag im Schatten des Baobabs ertappe ich mich selbst, wie ich angestrengt versuche, nur einen Laut wahrzunehmen. Nichts. Ich benötige ein paar Stunden, um diese anhaltende Stille geniessen zu können.

Blick von der Insel nach Suedwesten

Es ist noch dunkel als ich erwache. Ich bleibe jedoch noch liegen, um den noch immer vorhandenen Sternenhimmel anzustarren. Nach einer Nacht habe ich mir die Stille einverleibt und höre, wie ein Käfer unter dem Zelt krabbelt. Ein Geräusch, welches ich so noch nie wahrgenommen habe.


Lekhubu Island

Der Morgen nimmt schnell seinen Lauf und als es warm wird, packe ich mein Camp zusammen und mache mich auf den Weg nach Lekhubu Island.

Die Insel ist in touristischen Kreisen mittlerweile bekannt und gilt als einer der Höhenpunkte einer Botswana-Reise. Ich erwarte eine Insel mit vielen Campern. Die Fahrt war weniger spektakulär als die Anfahrt nach Kukonje.

Knorriger Baobab am praehistorischen Strand des Makgadikgadi Ursees


Kurz nach meiner Ankunft in Lekhubu werde ich vom Caretaker Whisky mit einem breiten Grinsen begrüsst. Er stellt sich als „mobiles Büro“ vor und gibt mir das Buch zur Registrierung. Whisky empfiehlt mir Camp No. 6 – Palapaye und ich folge seiner Empfehlung. Zu meinem Erstaunen ist nur ein einziger Camper anwesend und im Laufe des Nachmittages sollte auch nur noch ein Dritter dazukommen.

Die Atmosphäre ist derjenigen von Kukonje ähnlich, wobei ich nicht hier sein will, wenn alle Camps besetzt sind. Mit den vielen knorrigen Baobabs am prähistorischen Strand der Makgadikgadi Ursees ist die Insel jedoch attraktiver als Kukonje. Ich mache einen Sparziergang um und über die Insel, an der es an Motiven nicht mangelt.

Lekhubu Island


Gebrochene Feder

Der vierte Tag beginnt mit einem kurzen, aber starken Kaffee. Der Horizont ist rot, die Sonne aber noch nicht über dem Horizont. Ich unternehme eine weitere Wandung über die Insel, bevor ich mich auf den Weg nach Maun mache. Ich bin staubig und reif für eine Dusche. Die Fahrt nach Maun führt mich direkt über die Ntwetwe Pfanne, etwas über hundert Kilometer bis zur Teerstrasse.

Ueber die Ntwetwe Pfann nach Gweta

Der Trip kostet mich 4,2 Gigabyte Speicherplatz für Fotos, 2 Stunden Schreibarbeit für Tagebuch und Blog sowie eine gebrochene Feder hinten links am Fahrzeug. Ein Ersatzteil ist in Maun nicht zu finden und die Dusche gibt nur kaltes Wasser her. Beides ist unangenehm, aber nicht tragisch.

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