Freitag, 2. September 2011

Lucius Banda, LIFE


Der malawische Popsänger, Sing- und Songwriter Lucius Banda beginnt seinen Song Life mit dem Zitat von Eleanor Roosevelt:

„Wenn Du nicht kritisiert werden willst, dann unternehme nichts, sage nichts und sei nichts“ und fügt hinzu: „Das malawische Volk verweigert, nichts zu sein. Wir sollten unsere Stimmen erheben, auch wenn wir dafür im Gefängnis landen. Was soll’s“.

Im Laufe dieses Song‘s fordert er seine Zuhörer (resp. die Malawier) dazu auf, der Regierung kritische Fragen zu stellen, z.B. warum nur immer Bauernopfer erbracht werden, warum es keine Transparenz in den Regierungsgeschäften gibt, warum Abgeordnete, Polizeichefs, Militärs und Medienschaffende plötzlich im Gefängnis landen, warum jeweils der Strom abgestellt wird und warum es kein Benzin und Diesel gibt.

Ein Statement im Song ist besonders bemerkenswert: „die Völker (oder Bevölkerung) von Afrika haben erkannt, dass es in ihrer eigenen Verantwortung liegt, wie sie regiert werden.“

Dem kann ich nur beipflichten: es liegt an den Afrikanern selbst, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und zum Guten zu wenden. Nach 40 Jahren und zweistelligen Milliarden Euros Entwicklungshilfe müssen sich die Geldgeber langsam eingestehen, dass es nichts gebracht hat, wo immer das Geld auch versickert(e). Damit meine ich nicht die Unterstützung bei Katastrophen wie Tsunamis, Erdbeben, Hungernot bei Dürren, etc., sondern das Bauen von Infrastrukturen (z.B. ein Dorfbrunnen), Eröffnen von Schulen inkl. Material und dergleichen.

Ich hoffe inständig, dass Lucius diesbezüglich Recht behält und wünsche es dem Kontinent, jedem Land und natürlich jedem Bewohner des Kontinentes. Allerdings habe ich aber so meine Zweifel ...

Nun, der Blogeintrag wird etwas lang. Dies liegt nicht daran, dass ich heute besonders gerne viel schreibe, sondern an der langen Liste der afrikanischen Despoten, welche mich als Realist eben  skeptisch werden lassen. Beginnen wir mal mit denjenigen, zu welchen Bye Bye, Auf Wiedersehen, Arrivederci und Tschüss sagen durften. Die Reihenfolge gliedert sich nach den Amtsjahren:

1.       Muammar Gadaffi, Lybien, 42 Amtsjahre, Diktator der Diktatoren, Gründer des „Weltrevolutionärs-Zentrum“, worin er diverse Diktatoren trainierte (z.B. Charles Taylor, Blaise Compaoré), Unterstützer von Idi Amin und Slobodan Milosevic, bekennender Freund von Fidel Castro und Kim Ill-Sung, Waffenlieferant von Charles Taylor und anderen afrikanischen Warlords, führte Krieg gegen das eigene Volk und ist Gründer des „Al-Gaddafi Internationaler Preis für Menschenrechte“.
2.       Omar Bongo, Gabun, 42 Amtsjahre, Präsident auf Lebzeiten mit fünflängster Amtszeit der Geschichte, verstarb glücklicherweise 2009
3.       Hosni Mubarak, Ägypten, 30 Amtsjahre, von friedlichen Protesten des Amtes verjagt, sieht sich mit Anklagen konfrontiert
4.       Zine Al-Abine Ben Ali, Tunesien, 24 Amtsjahre, ebenfalls des Amtes verjagt, floh nach Frankreich wo ihm der Eintritt verweigert wurde, ist nun in Jeddah, Saudi Arabien, früheres Exil von Idi Amin
5.       Mengistu Haile Mariam, Äthiopien, 17 Amtsjahre, Angeklagt wegen Völkermord, floh nach Zimbabwe dank einer Einladung von Robert Mugabe
6.       Laurent Gbagbo, Elfenbeinküste, 11 Amtsjahre, welche hauptsächlich von Bürgerkrieg charakterisiert ist, klammerte sich wie alle an die Macht, zur Zeit in Haft
7.       Charles Taylor, Liberia, 6 Amtsjahre, sieht sich mit Anklagen gegen Menschenrechte konfrontiert, warb selbst mit dem Slogan „Er killte meine Mutter, er killte mein Vater, aber ich wähle ihn“. Nach dem Bürgerkrieg des Amtes verjagt

(bei Gadaffi bin ich mir nicht sicher, ob er mittlerweile zur Kategorie „und tschüss“ gehört).


Dann mal die Liste der Wackelkandidaten:

1.       King Mswati III, Swaziland, 25 Amtsjahre, letzter Monarch in Afrika, extravagant und Sammler von Luxusautos, Unterdrücker von politischen Oppositionen.  Seiner Meinung nach sollten HIV-positive Menschen sterilisiert und gekennzeichnet werden.
2.       Blaise Compaoré, Burkino Faso, 24 Amtsjahre, graduierte in Gadaffi’s Revolutionszentrum, sieht sich mit Massenstreiks und Protesten konfrontiert, evtl. steht Militär nicht mehr hinter ihm (aktuelle Situation ist mir nicht bekannt).

Und schlussendlich diejenigen, welche noch fest im Sattel sitzen (zumindest scheint es so):

1.       José Eduard Dos Santos, Angola, 33 Amtsjahre, mach sich selbst, seine Familie, Spiessgesellen und politische Partner stinkreich durch Öl und Diamanten auf Kosten des Staates und der Bevölkerung, selbstverständlich Unterdrücker sämtlicher Oppositionsbewegungen
2.       Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, Äquatorialginea, 32 Jahre Amtszeit, Führer des Einparteiensystems (ok .. es gibt mehrere, aber eben ..), gilt als hochkorrupt und ethnozentrisch (die Mutter des Rassismus)
3.       Paul Biya, Kamerun, 29 Amtsjahre, änderte die Verfassung dahingehend, dass er uneingeschränkt entscheiden und regieren kann und geniesst vollkommene Immunität, selbstverständlich Präsident auf Lebzeit
4.       Yoweri Museveni, Uganda, 25 Amtsjahre, legt Oppositionelle und Medienführer gerne in Haft, liess zu, dass seine Minister die Todesstrafe für Homosexuelle einführten
5.       Omar Al-Bashir, Sudan, 22 Amtsjahre, der erste Amtsinhaber, welcher wegen Völkermord in Darfur angeklagt wurde
6.       Idriss Deby, Chad, 21 Amtsjahre, änderte die Verfassung welche ihm nun alles ausnahmslos erlaubt, unterstützte Gadaffi und schickte im Februar Truppen nach Lybien

Nun, die Nordafrikaner haben ihre Despoten verjagt. Wie gesagt, ich hoffe, dass Lucius Recht behält und die Einwohner von Afrika erkannt haben, dass sie selbst verantwortlich sind, aufgrund der Liste dürftet ihr aber meinen Zweifel verstehen, dass sich hier in absehbarer Zukunft ernsthaft etwas zugunsten der  Bevölkerungen ändert.

Jemand vergessen? Ah ja .. Robert Mugabe, Zimbabwe, regiert seit 31 Jahren. Er hat wahrhaftig einen langen Atem! Wie die charismatische Vaterfigur sich in einen solchen Despoten verwandeln konnte bleibt anscheinend ungeklärt. Zumindest habe ich bis heute keine vernünftige Erklärung gelesen oder gehört. Er fälschte Wahlen so offensichtlich, dass man sie wirklich nicht mehr ernst nehmen kann. Der Westen, insbesondere Europa, Intellektuelle, Oppositionsführer und Medienschaffende sind kollektiv stupid. Sein Reichtum kostete die Bevölkerung tausende von Leben (wenn nicht Millionen), denn diese starben und sterben an Aids, Cholera, Malaria, Tuberkulose, Unterernährung oder einfach aufgrund fehlender Hygiene. Das Land hat die höchste Säuglings-und Muttersterblichkeit und der stärkste Rückgang in der Lebenserwartung in der Geschichte. Er führte die einstige Kornkammer von Afrika in den Bankrott. Sein Slogan für die Wahlen „ Vote ZANU-PF if you want to live“ sagt alles.

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